Sehr geehrte Frau Präsidentin!
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der Wolf war einst in ganz Europa verbreitet. Durch eine starke Bejagung ist er in vielen Teilen Europas ausgestorben. Seit dem Jahr 2000 gibt es bei uns in Deutschland wieder Wölfe. Aus Polen abgewanderte Tiere hatten sich auf natürliche Weise auf einem Truppenübungsplatz in der Lausitz angesiedelt.
Das Hauptvorkommen der Wölfe liegt derzeit im östlichen Teil Deutschlands. Von dort aus haben Wölfe allerdings auch andere Bundesländer besiedelt.
Wir sind derzeit vor allem Durchgangsgebiet für Wölfe. Von Schleswig-Holstein aus wanderten Wölfe schon mehrmals nach Dänemark und Holland ein. Wie wir seit ein paar Tagen wissen, gibt es aber jetzt auch zwei residente Paare im Sachsen- wald und im Forst von Bad Segeberg; ich wollte es erwähnen, bevor es Kollege Kumbartzky macht.
Bereits seit 1990 steht der Wolf in Europa unter ganzjährigem Schutz, was seine Ausbreitung begünstigt hat und was ein Erfolg des Naturschutzes ist.
Wie bei vielen anderen Arten haben wir auch dem Wolf die natürlichen Habitate entzogen – und damit die natürlichen Nahrungs- und Lebensgrundlagen. Wälder werden abgeholzt. Es gibt kaum noch Wildnis in Europa. Rückzugsgebiete für diese Arten werden immer seltener.
Auch Wölfe gehören zum Ökosystem. Sie sind aber Beutegreifer. Sie fressen Rehe, Rothirsche und Wildschweine, bevorzugen aber immer Nahrung, die sie am leichtesten erlegen können. Sie gehen also den Weg des geringsten Widerstandes. Damit sind die Probleme schon sichtbar. Sie vergreifen sich eben auch an Haus- und Nutztieren des Menschen. Und hier kommen wir zu den Problemen, die es mit den Nutztierhaltern gibt.
Wir haben im Koalitionsvertrag beschlossen, den Wolf mit ganzjähriger Schonzeit in das Jagdrecht aufzunehmen. Der Wolf steht also weiterhin unter ganzjährigem Artenschutz.
Wie mein Vorredner schon sagte, ist ein Abschuss nur im Einzelfall und nach den dafür im Natur- schutzgesetz festgelegten Kriterien möglich. Eine unspezifische generelle Bejagungsmöglichkeit wird nicht geschaffen, und es werden damit auch keine wolfsfreien Gebiete hergestellt. Im 100-Tage-Programm der Landesregierung ist dies ebenfalls zu finden. Das zuständige Ministerium arbeitet bereits jetzt an einem Gesetzentwurf.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, im Koalitionsvertrag steht ebenfalls: Wir wollen eine Koexistenz von Nutz- und Wildtieren. Das ist auch das Ziel des Wolfsmanagements in diesem Land. Ich danke an dieser Stelle allen, die daran mitwirken, insbeson- dere auch den ehrenamtlichen Wolfsbetreuern. In der manchmal ziemlich aufgeheizten Debatte ist dies sicherlich kein einfacher Job.
Ebenso wenig ist es für die betroffenen Tierhalterinnen und Tierhalter nicht einfach, emotional zu verkraften, wenn sie Tiere durch einen Wolfsriss verloren haben oder wenn sie diese schwerverletzt auf der Weide vorfinden. Das darf man nicht kleinreden.
Voraussetzungen für eine Koexistenz von Wolf und Weidehaltung ist zum einen der finanzielle Ausgleich, der bei uns stattfindet, und zum anderen auch die Prävention durch effektiven Herdenschutz, der äußerst wichtig ist. Wenn dies nicht geschieht, kann es passieren, dass Wölfe auf Nutztiere als Beute regelrecht konditioniert werden. Dies wollen wir verhindern.
Mein Vorredner hat schon viele Beispiele von dem Wolfsmanagement angeführt. Dem kann ich mich nur anschließen. Ich möchte noch eine Sache betonen: Es sind beim LLUR schon Stellen geschaffen worden, die Zahl der ehrenamtlichen Wolfsbetreuer wurde erhöht, und die integrierten Stationen sind mit Herdenschutzpaketen ausgestattet worden.
Wir wollen in dem Dialogprozess gemeinsam weitergehen und sind auf einem guten Weg, um Lösungen mit den Tierhalterinnen und Tierhaltern zu fin- den und intensiv an einer Koexistenz zu arbeiten. Sollte es uns jetzt gelingen, durch Aufnahme des Wolfes in das Jagdgesetz Rechtssicherheit für Jäge- rinnen und Jäger zu schaffen, wenn sie einen ver- letzten Wolf durch Fangschuss erlösen können, dann sehen wir darin auf jeden Fall auch einen Ge- winn für den Tierschutz.
Lieber Kollege Kumbartzky, ich gehe noch ganz kurz auf Ihren Antrag ein beziehungsweise auf eine Pressemitteilung, wenn ich darf.
Sie sagen, die Zeit der Märchenstunden und der Romantisierung des Wolfes sei jetzt vorbei.
Und ich sage Ihnen, dass Ihre extrem reduzierten Antworten und Vorschläge erst Märchen erzeugen.
Alles nur wegschießen zu wollen,Ängste zu schüren, damit kommen wir nicht weiter. Ich möchte mich meinem Vorredner anschließen, dass wir lieber an konstruktiven Vorschlägen für Mensch und Natur gemeinsam arbeiten sollten.
Vielen Dank.