Als Biobäuerin auf Pellworm habe ich mich über 20 Jahre lang intensiv mit praktischen und auch politischen Fragen der Landwirtschaft befasst.
Die Pflanzen- und Tierzucht hat in den letzten 10.000 Jahren mit traditionellen Techniken eine große Vielfalt an Sorten und Rassen erzeugt, die einen riesigen Schatz an genetischer Information bergen. Resistenzen gegen Krankheiten und Schädlinge sowie Anpassung an schwierige Wuchsbedingungen sind in vielfältiger Form entstanden und weiter gezüchtet worden.
Gentechnische Veränderungen von Nutzpflanzen werden seit 40 Jahren von Agrarkonzernen als Wundermittel gegen den Hunger in der Welt und neuerdings auch zur Anpassung an den Klimawandel beworben. Tatsächlich wurde die Gentechnik aber nur eingesetzt, um Resistenzen gegen Pflanzengifte in Nutzpflanzen zu verankern. Die Gentechnik im Agrarbereich hat nachweislich den Pestizideinsatz gesteigert statt gesenkt. Daher ist es gut, dass der Freilandeinsatz von Gentechnik in Deutschland bislang verboten ist.
Eine Kennzeichnungspflicht sorgt europaweit dafür, dass Agrarprodukte, die gentechnisch veränderte Anteile haben, erkennbar sind. Die meisten Verbraucher:innen meiden Gentechnik. Seit der Erfindung der „Genschere“ CRISPR-CAS jedoch, mit der Gene besonders leicht in Organismen eingepflanzt werden können, steigt der Druck der Agrarindustrie, gentechnisch veränderte Pflanzen oder Tiere ungekennzeichnet vermarkten zu dürfen.
Gelangen gentechnisch veränderte Arten ins Freiland, können die künstlichen Gene in Wildpflanzen übertragen werden – mit unkalkulierbaren Folgen. Für Biolandwirt:innen wird es unmöglich, die Gentechnikfreiheit ihrer Bioprodukte zu garantieren, wenn in der Umgebung genveränderte Pflanzen angebaut werden oder wurden.
Daher müssen Schleswig-Holstein, Deutschland und Europa auch künftig frei von Gentechnik im Freiland bleiben!
Mit klassischer Pflanzenzüchtung, dem Erhalt und der Förderung alter Zuchtrassen sowie einem Verbot der Patentierung von Nutzpflanzen ist es leicht möglich, die Risiken der „grünen Gentechnik“ zu vermeiden und trotzdem die Landwirtschaft naturverträglich und auch klimaresilient für die Zukunft aufzustellen. Dafür setze ich mich ein.